Hans Gerner

Hans Gerner (1893-1946)

Hans Gerner, geb. 7. Februar 1893 in Griesbach bei Passau. Der damals in Crailsheim lebende Volksschullehrer stieß 1922 zum Kreis um die „Sonntags-Zeitung“; in der Nummer 46 desselben Jahres erschien seine erste Holzschnitt-Karikatur. Nach einer kurzen Phase des Experimentierens fand Gerner rasch zu dem für ihn typischen Stil, einer aussagekräftigen und volkstümlichen Form bildnerischer Glossierung des politischen Zeitgeschehens. Die Popularität der markanten Karikaturen-Holzschnitte, die rasch zu einem eigenständigen Element der „Sonntags-Zeitung“ wurden, zeigt sich auch an der Zusammenfassung zu Mappen und Büchern im Verlag der „Sonntags-Zeitung“ — bereits in den Inflationsjahren 1923/24 galten Mappen mit Holzschnitten Gerners auf Japanpapier als wertbeständige „Zahlungsmittel“. Friedrich Wolf, für dessen Agitprop-Theater er Illustrationen lieferte, bekannte gegenüber Hans Gerner: „Dein ‚Politisches Bilderbuch‘ hat mir in dieser verlogenen Zeit maßlose Freude gemacht. Ich glaube, Du bist jetzt — da George Grosz immer mehr ins dekorative Bühnenfach abschwenkt — der einzige in Deutschland, der in diese Kerbe haut“. Kurz nach dem Erscheinen seiner letzten Karikatur in der „Sonntags-Zeitung“ (man sieht ein Nazischaf auf einer Hakenkreuzwiese weiden, Ausgabe 1933, 12) wird Gerner im April 1933 ins KZ Heuberg gebracht und nach seiner Entlassung zunächst nach Nürtingen, später nach Aalen strafversetzt. Anfang der vierziger Jahre gab Hans Gerner dem politischen Druck nach und trat in die Partei ein, um im Schuldienst bleiben zu können. Diese Erlebnisse mögen mit zu seinem frühen Tod am 10. März 1946 in Aalen beigetragen haben.

Selbständige Veröffentlichungen:

Politisches Bilderbuch 1922-1926. Vorwort von Max Barth. Stuttgart, Verlag der Sonntags-Zeitung, o.J. [1926]

Illustrierte Verfassung des Deutschen Reiches vom 11. August 1919. Ein Bilderbuch in Holzschnitten von H.G. Mit einem Vorwort von Erich Schairer. Stuttgart, Verlag der Sonntags-Zeitung, 1930.

Kleines Hitler-Album. Eine Sammlung von Holzschnitten aus der Sonntags-Zeitung. Vorwort von Hermann Mauthe. Stuttgart, Verlag der Sonntags-Zeitung, 1932.

Sekundärliteratur zu Hans Gerner:

Verband Bildender Künstler Württemberg e.V. (Hrsg.), Künstlerschicksale im Dritten Reich in Württemberg und Baden. Stuttgart o.J. [1988]

Günther Wirth, Verbotene Kunst. Verfolgte Künstler im deutschen Südwesten 1933-1945. Stuttgart 1987

(Biografie und Bibliografie aus: Manfred Bosch (Hg.), Mit der Setzmaschine in die Opposition, Auswahl aus Erich Schairers Sonntags-Zeitung 1920-1933, 1989)