Rechnen gegen den Terror

Von Daniel Furth

Er kämpfte mit Zahlen – und riskierte dabei sein Leben. 1922 untersuchte der Mathematiker Emil Julius Gumbel Hunderte politische Morde in der jungen Weimarer Republik und offenbarte schonungslos die Willkür der deutschen Justiz. Dann nahm seine Karriere in Deutschland abrupt ein Ende.

Zehn schwer bewaffnete Männer der Garde-Kavallerie-Schützen-Division stürmten am 19. März 1919 die Berliner Wohnung des Mathematikers Emil Julius Gumbel. Ihr Auftrag lautete, den gerade 27-jährigen sozialistischen Aktivisten standrechtlich zu erschießen. Doch Gumbel hatte Glück. Er war kurz zuvor nach Bern abgereist, um an einer Konferenz des Völkerbunds teilzunehmen. Die Fememörder waren zu spät gekommen. Frustriert verwüsteten sie die Wohnung und zogen wieder ab.

Als Gumbel zurückkehrte und das Chaos sah, war ihm sofort klar, dass er auf einer der Todeslisten der rund 120 rechtskonservativen Freikorps stand, in denen sich nach dem Ersten Weltkrieg rund 400.000 ehemalige Frontsoldaten mit zutiefst antidemokratischen Überzeugungen zusammengeschlossen hatten. Im November 1918 hatten die alten Frontkämpfer im Auftrag der Reichsregierung die Revolution niederknüppelt, im Januar 1919 den Spartakusaufstand. Nebenbei arbeiteten sie ihre eigene politische Agenda ab. Im Windschatten der Revolutionswirren schalteten ihre Hinrichtungskommandos reihenweise führende Köpfe der Linken aus. Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, die im Januar 1919 heimtückisch ermordet wurden, sind die wohl berühmtesten Opfer. Und nun hatten sie auch den Pazifisten und Liebknecht-Vertrauten Gumbel beinahe erwischt.

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