Mit 78 Jahren ist in Heilbronn mein Onkel Abraham Gumbel, den Lesern dieser Zeitung als „Emel“ bekannt, sanft in das Land gegangen, aus dem es keine Wiederkehr gibt. lm Dorfe Stein am Kocher, wo unsere Ahnen seit über 200 Jahren ansässig waren, ist er geboren, in Heilbronn bestattet. Mit ihm starb einer der wenigen unabhängig denkenden, freien Menschen, die unser angebliches „Land der Dichter und Denker“ aufzuweisen hat. >>weiterlesen
Category Archive: 1931
Auswahl im Jahrgang 1931 veröffentlichter Beiträge
Herr Hitler rüstet sich zur Thronbesteigung. Er predigt seinen ungeduldigen Scharen noch einmal Geduld; die fälligen Pogrome müssen noch einmal ein wenig hinausgeschoben werden. – Im Hotel Kaiserhof zu Berlin hat er die Vertreter der englischen und der amerikanischen Presse empfangen und ihnen versichert, daß die Nazis nicht so schlimm seien, wie sie sind. >>weiterlesen
Ich komme also zu dem traurigen Ergebnis, daß die Republik in Nebel gehüllt morgen verschwinden kann, und daß die Staatsgewalt dem Volke entzogen worden ist. Als nur kümmerlichen Laienjuristen interessiert mich nun die Frage, ob die Staatsgewalt etwa gestohlen ist. >>weiterlesen
Ein Gutes hat die große Wirtschaftskrise, in der wir uns befinden: sie erteilt auf breitester Basis Anschauungsunterricht über das kapitalistische System, unter dessen Herrschaft die Menschen neben vollen Scheuern verhungern können. >>weiterlesen
Die Millionen Arbeitslosen, gestern noch am Rande der Verzweiflung, können wieder frohgemuter zu Bette gehen: die Regierung hat einen vielköpfigen Ausschuß gebildet, der über dem Problem der Arbeitslosigkeit brüten soll, und Damen der Berliner Gesellschaft haben eine ganz großartig aufgezogene „Winterhilfe“ arrangiert. >>weiterlesen
Ich weiß nicht, was die Leute immer über die schlechten Zeiten zu klagen haben, das ist doch alles übertrieben, wissense, die sind eben mit nichts zufrieden, ich zum Beispiel kenne da eine gewisse Familie, die kommt ganz schön aus, sie lebt vom Existenzminimum und kann alle Einnahmen, die darüber hinausgehen, auf die hohe Kante legen. Ich will Ihnen mal ihren vorbildlichen Etat vorführen. >>weiterlesen