Der Wahlsieg der deutschen Fascisten hat auch die Österreichischen Dunkelmänner um Seipel wieder kühner gemacht. Schober verschwindet, und der geistliche Herr tritt wieder selbst auf den Plan, unterstützt von dem Heimwehrfürsten Starhemberg. Seipel gibt seinem Bruder in Christo, dem „kalten“ Fascisten Brüning, den Rat, zu gleicher Zeit mit ihm die Nazis in die Regierungskoalition einzubeziehen. >>weiterlesen

Wenn ich an den starken Mann denke, habe ich immer sein Bärtchen vor mir. Es ist kein Bart, mächtig hervorgeschossen im ungestümen Drang des Werdens zum martialischen Schnauz — nein, es ist eine Fliege, die sich nach ungewisser Fahrt auf einer Oberlippe niedergelassen hat. Auf der Oberlippe des werdenden Diktators. >>weiterlesen

Im Simplizissimus stand neulich die bissige Anekdote von dem Herrn Geheimrat, der auf Befragen behauptet, es gehe ihm schlecht. „Aber warum denn schlecht, Herr Geheimrat?“, fragt ihn der Andere, und darauf erfolgt zürnend die Antwort: „Aus grundsätzlichen Erwägungen, mein Lieber.“ >>weiterlesen

Die „Heimat“ des Volkes besteht nach der nationalistischen Ideologie aus Gemeinplätzen, auf denen sich die Mitglieder der vaterländischen Vereine tummeln dürfen. Wer da nicht mittut, gehört zu den entwurzelten Massen und ist im innersten Grunde seines Wesens undeutsch. >>weiterlesen

Der Wahlausweis ist ins Haus gekommen. Nummer so und so. Wahllokal da und da. Was macht man bloß?Zuhause bleiben? Aber sie werden dann kommen nachmittags, die Schlepper, und milde Vorwüde ausstrahlen. Mit Recht eigentlich. Man ist doch schließlich Staatsbürger, nicht wahr. >>weiterlesen

„Professor Pötzl in Wien ist es gelungen, den Menschen in künstlichen Winterschlaf zu versetzen.“ (Zeitungsmeldung)

„Alma“, sagte ich zu meiner Frau, „wie wär’s, wenn du dir das neue Kleid aus dem Sinn schlügst? Wir kommen viel billiger weg, wenn wir uns pötzln lassen. – „Und wenn inzwischen das Dritte Reich ausbricht?“ >>weiterlesen

Die „Deutsche Allgemeine Zeitung“ hat dieser Tage auf die geradezu selbstmörderische Verblendung hingewiesen, mit der die Republik die unabweisbaren Bedürfnisse des deutschen Volkes nach Tamtam und Ordensgeklunker ignoriert. >>weiterlesen

Am armen Mann lernen nicht nur die Frisöre, sondern auch die Juristen ihr Handwerk. Man höre sich mal ein paar Tage lang in unseren Gerichtssälen die kleinen und kleinsten „Fälle“ an (die fast durchweg der allmählich beängstigenden Flut der Eigentumsdelikte angehören), und man wird nicht nur über die arrogante Weltfremdheit junger Staatsanwälte staunen können… >>weiterlesen

Am 9. Juni ist in der Nähe von Kiel ein Obelisk enthüllt worden, dessen eine Seite die Inschrift trägt: „Es kommt der Tag, wo Recht über Macht triumfiert!“, während auf einer anderen zu lesen ist: „Im Weltkrieg von 1914 bis 1918 blieben 5132 Helden, 199 U-Boote“. Helden — darf man dazu mal was sagen? >>weiterlesen

100 Jahre ist es nun her, da bekam Erich Schairer – im Jahr 1919 – als wohlbestallter Chefredaktör der demokratischen Heilbronner „Neckarzeitung“ wegen begründeten Verdachts sozialistischer und sonstiger radikaler Neigungen vom Herrn Verleger den Stuhl vor die Türe gesetzt. >>weiterlesen