— Jg. 1927, Nr. 3 —
Heil dir im Siegerkranz, Harry Domela, Prinz von Hohenzollern! Zwar hat dich die Polizei geschnappt und der Herr Untersuchungsrichter in Behandlung; aber dein Ruhm überstrahlt deinen Untergang, und dein Name sei festgehalten, magst du ein noch so windiger Geselle sein. Denn deine Taten haben uns in dieser trüben Zeit der Külze und Geßler eine Stunde reiner und ungetrübter Freude bereitet.
Noch hattest du dich selber nicht ganz entdeckt, als du mit deiner abgewetzten Hose in Heidelberg auftratest und als prinzliche Durchlaucht v. Lieven, Leutnant im 4. Reiterregiment zu Potsdam, die Saxo-Borussen besuchtest. Zwar sind das lauter Grafen und Barone, aber waren sie nicht glücklich, sich mit einem Prinzen besaufen zu dürfen? Und die glänzende Generalprobe in Heidelberg gab dir den Schwung für die Hauptvorstellung im thüringischen Lande.
Als ein simpler Baron v. Korff nahmst du Wohnung im Hotel in Erfurt. Aber dein unvorsichtiges Ferngespräch mit der Hofverwaltung deines Bruders Louis Ferdinand in Potsdam zerstörte das Inkognito. Du hättest es auch so nicht bewahren können: deine Züge hätten dich verraten, das leuchtende Hohenzollernauge, die Nase deines Ahnen, des alten Fritz, der schnittige Mund, den wir von deinem Papa her kennen. Bald wußte die Stadt, wen sie in ihren Mauern hatte. Adel und Gesellschaft drängte sich zur Vorstellung bei Königlicher Hoheit. Als du deine Fahrt nach Gotha unternahmst, war schon ganz Thüringen in begeistertem Aufruhr. Welchen Empfang hat man dir dort im Schlosse bereitet! Der Ministerpräsident a. D. Herr v. Bassewitz, Herr v. Wangenheim, Herr v. Krosigk rechneten es sich zur Ehre, von dir begrüßt zu werden; und gar die Hofdamen alle waren „rein verrückt“ nach dir, dem schlanken und eleganten, inzwischen neu ausstaffierten späteren Thronfolger. Wie huldvoll warst du gegen den armen Oberbürgermeister Dr. Scheffler, der nicht wußte, ob er „kaiserliche“ oder „königliche Hoheit“ zu dir sagen müsse! Und gegen den Herrn Intendanten in Dessau, der dich in die Hofloge geleitete, damit du deinen berühmten Ahnherrn Fritz über die Bretter spazieren sähest. Und die Reichswehrkommandöre in Erfurt und Weimar empfingen dich in Gala, um dich ihrer Ergebenheit zu versichern, die Schupooffiziere standen stramm, und einem Bäckermeister ward die unvergeßliche Gnade zuteil, dir die Hand küssen zu dürfen. Es war ein Triumfzug ohnegleichen, deine Leutseligkeit war bezaubernd, dein ganzes Auftreten so recht hohenzollerisch.
Tragische Ironie des Geschehens, wenn dich die deutsche Republik nun einspunden wird, statt dich in ihre Dienste zu nehmen! Hätte sie dich nicht auch noch „inkognito“ nach Schwaben und Bayern, nach Ostpreußen und Mecklenburg entsenden müssen, damit du dort republikanischen Anschauungsunterricht erteilest! Gibt es denn eine tödlichere Waffe als die Lächerlichkeit, mit der du die monarchistischen Schweifwedler bloßgestellt und damit für den republikanischen Gedanken mehr getan hast als wir unfähigen Prediger in der Wüste in saurer allwöchentlicher Arbeit vermögen?
Mögest du Verständnis- und humorvolle Richter finden, Harry Domela, größerer Nachfolger des Hauptmanns von Köpenick! Eine Leibrente sollte dir die Republik aussetzen, wenn dich keine Filmgesellschaft engagiert! Dir gebührt, wenn irgend einem, der erste von den Orden, die demnächst im Namen der Republik wieder verliehen werden sollen.
1927, 3 Sch.