Wenn ich an den starken Mann denke, habe ich immer sein Bärtchen vor mir. Es ist kein Bart, mächtig hervorgeschossen im ungestümen Drang des Werdens zum martialischen Schnauz — nein, es ist eine Fliege, die sich nach ungewisser Fahrt auf einer Oberlippe niedergelassen hat. Auf der Oberlippe des werdenden Diktators. >>weiterlesen

Es ist ein Jammer mit dem untergehenden Bürgertum. Viele Damen können sich längst kein Dienstmädchen mehr leisten, müssen überall selbst Hand anlegen. Das ganze Leben wird aufgesogen im Kampf um die Lebenserhaltung; alle höheren Interessen treten zurück hinter den Sorgen um Kleinigkeiten. Es ist scheußlich! >>weiterlesen

Die Millionen Arbeitslosen, gestern noch am Rande der Verzweiflung, können wieder frohgemuter zu Bette gehen: die Regierung hat einen vielköpfigen Ausschuß gebildet, der über dem Problem der Arbeitslosigkeit brüten soll, und Damen der Berliner Gesellschaft haben eine ganz großartig aufgezogene „Winterhilfe“ arrangiert. >>weiterlesen

Im Simplizissimus stand neulich die bissige Anekdote von dem Herrn Geheimrat, der auf Befragen behauptet, es gehe ihm schlecht. „Aber warum denn schlecht, Herr Geheimrat?“, fragt ihn der Andere, und darauf erfolgt zürnend die Antwort: „Aus grundsätzlichen Erwägungen, mein Lieber.“ >>weiterlesen

Der staatenlose Maler Hitler laboriert immer noch an dem Nimbus herum, den er einmal in einer aufgeregten Zeit so en passant erworben hat. Vor einem Jahr hat er sich bemüßigt gefühlt, so etwas wie Erinnerungen von sich zu geben, aber ein Buch ist keine Radauversammlung, man merkt da selbst den breitspurigsten Redensarten an, auf wie schlechten Füßen sie einherhumpeln. >>weiterlesen

Wenn die Kuponschere auf dem Neuen Testament liegt? Wenn Heimatdichter von der Heimatlosigkeit leben? Wenn sich die Impotenz zum Sittenrichter erhebt? Wenn man Sonne im Herzen hat und kein Licht im Zimmer? >>weiterlesen

Das „Kleine Theater“ in Heilbronn hat ein paar Tage lang als sinnige Abwechslung und „Vorbote des kommenden Weihnachtsfestes“, wie es in der Ankündigung so schön und pietätvoll heißt, Geburt, Leben und Leiden des Heilandes kurbeln lassen. Es hat seinen eigenen Reiz… >>weiterlesen

Am armen Mann lernen nicht nur die Frisöre, sondern auch die Juristen ihr Handwerk. Man höre sich mal ein paar Tage lang in unseren Gerichtssälen die kleinen und kleinsten „Fälle“ an (die fast durchweg der allmählich beängstigenden Flut der Eigentumsdelikte angehören), und man wird nicht nur über die arrogante Weltfremdheit junger Staatsanwälte staunen können… >>weiterlesen

Wir feiern gegenwärtig wieder ein bißchen viel Feste, trotzdem wir „durch und durch verarmt“ sind. Dabei ist ein sehr munter bewegtes Vereinsleben zu konstatieren. Das ganze Volk scheint sich manchmal in Vereine aufgelöst zu haben. >>weiterlesen

Wenn deutsche Kapitalisten mit französischen und englischen zusammenkommen, um neue Verdienstmöglichkeiten auszuknobeln, dann ist das im Interesse des „Vaterlandes“. – Wenn deutsche Pazifisten nach Frankreich gehen, um unter Einsatz ihrer ganzen Persönlichkeit Fäden der Verständigung zu knüpfen, dann ist das nationale Würdelosigkeit. >>weiterlesen